DüDo Höherlegung

Anmerkung des Autors: Dieser Bericht stellt weder den Anspruch einer Anleitung noch soll hier zum Nachmachen animiert werden. Die vorgenommenen Änderungen sind momentan noch nicht eingetragen und beeinflussen die Fahreigenschaften negativ!

Motivation

Will man sich dauerhaft die Asphalt Fahreigenschaften seines Gefährtes verschlechtern, nur um an ganz wenigen Passagen seiner Reisen den Horizont weiter zu strecken können, oder ist es vielleicht genau das?
Über das für und wider von Höherlegungen kann man sicherlich eine ganze Seite füllen, uns hat vor allem die Erfahrung angetrieben. Vorletztes Jahr sind wir mit unserem Mercedes MB100 in Marokko die kürzeste Verbindung zwischen der Todra und Dades Schlucht gefahren, welche angeblich nur für 4x4 Fahrzeuge passierbar ist. Die Strecke besteht an vielen Stellen aus einem Flussbett, hat gar keine Spur und für 25km haben wir gute 7 Stunden gebraucht. Dabei haben wir festgestellt, dass man (wenn nicht gerade extrem unwegsam, nicht Schlamm oder feiner Sand) auch gut mit 2 Antriebsrädern vorankommt und einer der limitierenden Faktoren die Bodenfreiheit ist. Nach dieser Strecke waren zwar die getriebeseitigen Simmerringe an den Antriebswellen ausgeschlagen, die Spurstange leicht verbogen, ein Querträger ausgeschlagen und 2 Reifen aufs übelste zerschlitzt, aber auch eine neue Erkenntnis geboren: Das nächste Fahrzeug sollte mehr Bodenfreiheit bekommen. Grundsätzlich stellen beim DüDo die Vorderachse und die Hinterachse die tiefsten Punkte dar, allerdings haben wir unter unserem Bus noch viele weitere Anbauten (100L Abwassertank, Gastank, Dieseltank, Boxen, etc.) und gleichzeitig können stark ausgewaschene Pisten vor, nach und zwischen den Achsen mehr Bodenfreiheit benötigen.

Dies ist im Wesentlichen auch die Motivation, keinesfalls jedoch die Rechtfertigung für diese klassische Schwanzverlängerung gewesen, den Düdo etwas höher zu legen. Vor der Höherlegung waren der Abwassertank der  tiefste Punkte unter dem Bus und somit noch ein realer Gewinn bis die Achsen die tiefsten Punkte darstellen. Zudem ist es schön sich jederzeit unter den Bus legen zu können, um zu schauen, ob alles beim rechten ist (Schrauberkrankheit), ohne diesen jedes Mal aufbocken zu müssen.

Nach dieser Motivation aka Rechtfertigung erwartet euch folgender Abschnitte:

• Welche Teile haben wir angepasst
• Was hat der Spaß gekostet und wie lange hats gedauert
• Wie fährt der Bus sich jetzt
• Anmerkungen
• Alternative Möglichkeiten der Höherlegung

Welche Teile haben wir angepasst

Da die Höherlegung natürlich auch eine Verlagerung des Schwerpunktes nach oben bedeutet, haben wir zusätzlich an der Hinterachse einen Stabilisator nachgerüstet. Des Weiteren wurde die Höherlegung so ausgelegt, dass der originale Federweg nicht verändert wurde. Für die Höherlegung wurden folgende Teile verändert oder ausgetauscht:

• Höherlegungsklötze HA/VA,
• längere Stoßdämpfer,
• Adapterplatten für Stabistangen,
• Verlängerung der ALB Gestänge,
• längerer Bremsschlauch,
• Längere Federbriden
• Stabilisator an die Hinterachse

Dabei haben wir ebenfalls darauf geachtet keine irreversiblen Änderungen am Fahrzeug vorzunehmen, sodass ein Rückbau jederzeit problemlos erfolgen kann. Insgesamt haben wir das Fahrzeug 6cm höher gelegt.

Höherlegungsklötze VA/HA

Die 6cm hohen Klötze wurden aus massiven 10mm Stahlplatten gefertigt und hatten auf der einen Seite eine Herzbolzenaufnahme und auf der anderen Seite eine Herzbolzenverlängerung für die Zentrierung. Aufgrund der Nachlaufkeile an der VA, sitzen die Höherlegungsklötze nicht zwischen Blattfedern und Achskörper wie an der HA, sondern zwischen den Nachlaufkeilen und dem Achskörper. Da der Zentrierdorn der Nachlaufkeile ??mm und der Kopf des Herzbolzen (von den Blattfedern) ??mm hatte, mussten dies auch bei der Anfertigung berücksichtig werden. Zudem wurde in die Unterlegkeile ein Stahlrohr in Herzbolzenrichtung eingeschweißt, um es von innen zu verstärken.  Die Klötze habe ich in einer Schlosserei nach Skizzen anfertigen lassen.

Stoßdämpfer

Die originalen Teilenummern der Stoßdämpfer für den Mercedes L408D und L608D sind an der VA und HA 0033236000. Interessanterweise werden die unter dieser Teilenummer angebotenen Stoßdämpfer (bspw. von Monroe und Febi) auch für den LP808 HA angeboten (00123268800). Also haben wir gezielt nach Stoßdämpfern geschaut welche entsprechend unserer Höherlegung 6cm länger sind, den gleichen Durchmesser der Stroßdämpferaufnahmen aufweist und in der gleichen Gewichtsklasse spielt.

Die originalen Stoßdämpfer haben einen Federweg von ~376cm bis ~626cm. Deshalb haben wir Stoßdämpfer vom kleinsten ATEGO 712 (9703230600) genommen, da diese ungefähr 6cm länger sind (~439cm bis ~730), den gleichen Durchmesser der Aufnahmen (14mm) haben und etwas strammer sind.

Stabilisatoren Adapterplatten

Die Adapterplatten wurden aus vier 14cmx10cmx0,5cm Stahlplatten selber angefertigt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass es wohl längere Stabilisatoren Aufnahmen am Hauptrahmen gibt, kann dies aber nicht aus erster Hand bestätigen. Jedenfalls habe ich diese in der Mitte geteilt (7cmx10cm),  jeweils die lange Seite mit der Schruppscheibe im 45° Winkel angeschrägt und mit 2cm Überstand auf beiden Seiten den angeschliffenen Winkel mit dem Schweißgerät aufgefüllt. Dann wurden alle 4 fertig geschweißten Platten mit 4 10mm Bohrungen versehen, sodass diese an den Hauptrahmen und die Stabilisator Halterung angeschraubt werden konnte. Damit wurde die original Stabi Aufnahme am Hauptrahmen um circa 6cm nach unten versetzt.

Federbriden

Die Federbriden habe ich bei DDF telefonisch bestellt. Die Federbriden haben die Form A und 4 mal die Abmaße 61x12x1,5x200 und 4 mal  61x12x1,5x240mm. Dabei sind die 61mm die innere Breite der Bride, 12mm die Bridenstärke, 1,5 die Gewindesteigung und 200/240mm die innere Bridenlänge. Die Länge der Briden ist vor allem abhängig von der Stärke der Blattfedern und der geplanten Höherlegungsklötzen und muss individuell ausgemessen werden.

Bremsschläuche

Für die Bremsschläuche haben wir einfach die original Schläuche vermessen und entsprechend ungefähr 6 cm längere raus gesucht. Dabei ist anzumerken, dass dies nicht zwingend notwendig gewesen wäre, da die originalen von der Länge völlig ausreichend sind.

Kleinigkeiten

Die Gewindestange und die Köpfe des lastabhängigen Bremskraftreglers wurden erneuert bzw. entsprechend verlängert. Zudem sollte die Länge der Lenkstange angepasst werden, damit das Lenkrad wieder geradesteht.

Was hat der Spaß gekostet und wie lange hats gedauert

Zzgl. der Kosten für die Einzelabnahme (falls man jemanden findet der das einträgt) und Kosten für die Änderung der Fahrzeugpapiere.

Wenn man sich nur auf die Höherlegung konzentriert und alle Teile da sind, denke ich, dass diese von einer Person an 1-2 Tagen durchgeführt werden kann. Allerdings habe ich schon einen halben Tag gebraucht, um die Adapterplatten anzufertigen, manchmal sind Die Achsen aufs übelste verbacken mit den Blattfedern und so weiter…

Wie fährt der Bus sich jetzt

Die Erhöhung des Schwerpunktes ist definitiv zu spüren, insbesondere auf Rumänischen Landstraßen die ungleichmäßig stark abgesackt sind. Allerdings ist dies alles eine Frage der Geschwindigkeit. Meine Frau hat leider bei höheren Geschwindigkeiten (ab 80km/h aufwärts) mehr Probleme die Spur zu halten. Generell ist mehr Bewegung im Lenkrad und bei höheren Geschwindigkeiten lenkt man mehr, außerdem fühlt es sich so an, als ob das Lenkrad bei Bodenwellen mehr arbeitet.

Anmerkungen

Höherlegungsklötze können anscheinend auch bei DDF angefragt werden. Wenn wir wieder in Deutschland sind, wird versucht die Eintragung der Höherlegung durchzuführen. Allerdings gilt, derartige Maßnahmen immer erst nach Absprache bzw. Rücksprache der zugehörigen Prüfstellen durchzuführen. Sollte dies nicht möglich sein oder Änderung gefordert werden, werden wir die Konsequenzen tragen und hier berichten. Nach nur 3 Monaten sind die Gummis der Febi Stoßdämpfer Aufnahmen ganz leicht rissig und die neuen Stabi Gummis auch.

Alternative Möglichkeiten der Höherlegung

Grundsätzlich lässt sich ein DüDo auch durch neue oder sogar durch stärkere Blattfedern „höher legen“. Ich habe mich mit einem DüDo Fahrer ausgetauscht, welcher vor einer längeren Afrika Reise seine Blattfedern an der VA (und HA) erneuert hatte. Dieser „beklagte“ sich darüber, dass sich seine teuren und neuen Blattfedern nach nur etwa 20 tkm wieder sehr deutlich gesetzt hatten, sodass mittlerweile sein Lenkrad schief stand und ein Teil der „Höherlegung“ wieder weg war. Wenn Blattfedern mit mehr Lagen bei gleich Fahrzeuggewicht eingebaut werden, so federt das Fahrzeug nicht so stark ein und steht durch die zusätzlichen Federlagen höher. Allerdings wird die Federung auch härter und die Fahreigenschaften verändern sich wieder.

Bei einem Besuch der Busbasis im Sommer 2019 sind mir auf der Stellfläche ein 508 und ein 613 aufgefallen, welche augenscheinlich höher als der Rest waren. Nach kurzer visueller Kontrolle war klar, dass diese nicht über neue Federpakete verfügten. Bei genauerer Betrachtung sah ich, dass zwischen dem vorderen Karosserielager und der Karosserie ein (werksseitige) Distanzklotz (BEILAGE A3133100084) verbaut war, welche das Fahrzeug um schätzungsweise 3-4cm erhöhte.

Die mittleren und hinteren Rahmenaufnahmen für die Karosseriebefestigungen(-lager) waren an der höchsten Stelle vernietet (wie immer wenn keine Karosserielager montiert sind) und trotzdem waren noch Serienkarosserielager installiert (GUMMIPUFFER A3093100277, im Zubehör ab 10€ erhältlich). Damit wurde die Karosserie um die Höhe der Karosserielager erhöht und gleichzeitig noch im hinteren Bereich weicher gelagert (Karosserie „liegt“ also nicht aufs Hilfsrahmen auf). Des Weiteren wird bei dieser Art der „Höherlegung“ das schwere Fahrgestell nicht mit erhöht und ein neg. Einfluss auf Fahreigenschaften wird geringer. Ich denke im Zweifelsfall ist diese Form der Höherlegung noch nicht einmal Eintragungspflichtig (da ab Werk so möglich?), wenn man von der neuen Fahrzeughöhe mal absieht.

Wenn ich die Höherlegung noch einmal durchführen würde, dann würde ich aus 2-3 Lagen alter Blattfedern Höherlegungsklötze Flexen/schweißen/bohren(~2-3cm) und zusätzlich aus Höherlegungsklötzen für die vorderen Karosserielager und nachgerüsteten Karosserielagern die Karosserie höher legen. Sollte der DüDo allerdings schon mittlere/hintere Karosserielager besitzen und keine Höherlegungsklötze über den vorderen Karosserielagern haben, so müssten die Aufnahmen der hinteren und mittleren Karosserielager versetzt werden. Das bedeutet Rahmennieten aufbohren und damit einen Riesenaufwand.