Tabarca

24. 01. 2020

Ich fange jetzt einfach hier und jetzt mit dem Schreiben an, obwohl wir bereits seit 7 Wochen unterwegs sind! Ich konnte mich bisher einfach nicht aufraffen. Aber besser jetzt als nie, oder?

 

Also wir sind in Tunesien und mittlerweile ist schon unsere vierte Woche in diesem Land, welches uns immer wieder zu überraschen vermag, angebrochen. Im Moment stehen wir in Tabarca, einem kleinen Fischerstädtchen an der tunesischen Mittelmeerküste nur 15 km von der algerischen Grenze entfernt. Eigentlich wollten wir vorgestern in einen viel kleineren Küstenort mit einem Hafen fahren, den wir auf der Karte entdeckt hatten. Nachdem wir uns allerding auf der „Küstenstraße“, einer ziemlich miserablen Schotterpiste mit vielen ausgewaschen Stellen, über die uns Google schicken wollte – übrigens die Hauptstraße in diesem noch recht unerschlossenen Teil Tunesiens – in einer Sandpassage nach nur wenigen Metern ziemlich festgefahren hatten, traten wir geschlagen den Rückzug an. Insgesamt haben wir wahrscheinlich fast zwei Stunden gebraucht, um uns wieder freizubuddeln. Sandblechlänge um Sandblechlänge mussten wir uns aus dem weichen Sand kämpfen. Und das an einem Tag, an dem eh schon alles schief zu gehen schien. Morgens waren wir noch in einem schönen, nur leider ziemlich zugemüllten Pinienwald zwischen Sanddünen aufgewacht und Malte wollte sein Angelglück endlich mal wieder auf die Probe stellen. Wir hatten am Tag zuvor sogar extra ein paar Würmer dafür von einem Pickup auf der Straße erstanden. Doch an diesem Tag zog uns der Wind einen gewaltigen Strich durch die Rechnung! Es war einfach unmöglich auf den schroffen und scharfkantigen Felsenformationen am Strand und Windböen von mind. 90 km/h die Balance zu halten und nicht in einen von messerscharfen Steinkanten gesäumten Felsschlitz zu fallen. Angelausrüstung also wieder zusammengepackt und alles zurück zum Bus geschleppt, während einem der Sand ins Gesicht gepeitscht wurde.

 

Wir suchten auf der Karte nach einem etwas geschützteren Küstenabschnitt und stießen auf einen kleinen Hafen mit einer Mole hinter der wir es nochmal versuchen wollten. Doch dahin kamen wir nicht, weil die Schotterpiste irgendwann zum Sandstrand wurde. Auch wenn der Abschnitt vielleicht nur 50 Meter lang war, stellte er ein unüberwindbares Hindernis dar! Während der ganzen Zeit die wir auf dieser Straße verbrachten, sahen wir kein einziges anderes Auto! Wir wurden lediglich von einem Mann der zu Fuß unterwegs war und später nochmal auf seinem Esel vorbeiritt bei unseren Buddelarbeiten beobachtet. Als wir die Reifen endlich wieder steinigen Untergrund unter sich hatten und wir noch mit der Montage der Sandbleche beschäftigt waren, hörte ich plötzlich Motorengeräusche und sah dann ein 4x4-Quad mit blinkendem roten Warnlicht und zwei grimmig dreinblickenden Männern in kakifarbenen Uniformen auf uns zu kommen. Die beiden waren vom tunesischen Militär und machten wirklich keinen sehr freundlichen Eindruck. Vor allem schien es ihnen nicht zugefallen, dass sie mit einer Frau reden mussten, da Malte kein Französisch kann. Nachdem Sie unsere Pässe kontrolliert hatten und mehrmals nach unsren Reiseplänen gefragt hatten schien alles irgendwie in Ordnung zu sein. Ich sagte Ihnen, dass wir die Nacht hier an diesem ziemlich einsamen und verlassenen Küstenabschnitt verbringen wollten und auch damit waren sie einverstanden. Es ist wirklich bemerkenswert, wie schnell man als Overlander in Tunesien an den abgelegensten Orten vom Militär oder der Gare National aufgespürt wird und dann aber meistens ohne Probleme machen kann was man will und sogar wildcampen darf, obwohl dass in Tunesien eigentlich verboten ist!

Gestern Nacht mussten wir allerdings zum ersten Mal unseren für die Nacht gewählten Stellplatz in einer großen geschotterten Parkbucht unter Bäumen etwas außerhalb des Ortes Tabarca verlassen, als wir auch dort gegen 22:00 von der Gare National aufgespürt wurden. Zu unserer eigenen Sicherheit, sollten wir besser auf dem Hafengelände stehen, wo wir von irgendwelchen Behörden und Sicherheitskräften quasi umziegelt waren. Vielleicht liegt es an der Nähe zur algerischen Grenze. Die Gare National, die Gare Maritime, die Grenzpolizei und wer weiß was noch, alle sind hier. Die beiden Beamten in der vergangenen Nacht waren im Gegensatz zu den beiden am Tag zuvor jedenfalls ausgesprochen nett und wir parkten bereitwillig um. Jetzt stehen wir immer noch mitten auf dem Hafengelände unweit der zahlreichen Fischerbote, die hier tagein tagaus aufs Meer fahren und mal mit vollen, aber wahrscheinlich immer öfter mit viel zu leeren Netzen wieder einlaufen. Wir jedenfalls haben hier noch keinen einzigen nennenswerten Fang gemacht. Wahrscheinlich könnten wir hier so lange bleiben, wie wir wollen. Es verschlägt wohl nicht sehr oft ausländische Touristen in diesen dennoch auf den Tourismus angewiesenen Ort. Die meisten Besucher sind Wochenendurlauber aus Tunesien und manchmal Algerien. Der Gare National scheint es einfach nur wichtig zu sein, dass wir in Sicherheit sind und das ist ja auch irgendwie ein gutes Gefühl. Morgen geht es für uns wieder zurück Richtung Tunis. Nach Algerien können wir leider nicht, da wir dafür ein Visum bräuchten, welches in Berlin beantragt werden muss!