Tunesien

Schon die nächtliche Überfahrt mit der Fähre von Palermo nach Tunis war ein kleines Abenteuer. Am Hafen in Palermo angekommen, lag bereits etwas Exotisches in der Luft. Wir gehörten zu den letzten Fahrzeugen, die sich in die Schlage für die Autofähre reihten. Eine Schlange aus abenteuerlich und meterhoch bepackten Autos, die anscheinend ganze Hausstände von Italien nach Tunesien transportieren wollten. Tische, Stuhlgarnituren, tonnenweise grelles Kinderspielzeug aus Plastik, Staubsauger, Kühlschränke und diverse andere Haushaltsgegenstände und Lebensmittel waren zu beeindruckenden Gebilden aufgetürmt worden und auf die Autodächer gezurrt. Nach einem kurzen Nickerchen im Düdo und zwei weiteren vergangenen Stunden ging es dann in den Laderaum der Fähre. Mit Schlafsäcken, Decken, Kissen, Thermoskannen und Körben voll Proviant drängten sich die italienischen und tunesischen Großfamilien an uns vorbei in den Passagierbereich der Fähre. Und wir, unser Schicksal für diese Nacht noch nicht ahnend, hinterher. Als wir die ersten Schritte durch die Gänge des oberen Teils der Fähre schritten, bot sich uns ein überraschender Anblick. Überall lagen Menschen auf dem Boden, hatten bereits ihre Decken ausgebreitet und ihre Lager aufgeschlagen! Einige waren äußerst professionell vorbereitet und hatten sogar aufblasbare Betten aufgebaut. Andere wiederum wollten die Überfahrt eher minimalistisch überstehen und kauerten sich ohne irgendwelche weiteren Komfortgegenstände in Ecken und auf den Boden oder hockten einfach auf den Treppen. Nach einem ausgiebigen Erkundungsgang, bei dem wir jeden Winkel der Fähre unter die Lupe nahmen, wurde uns unser Schicksal etwas klarer und das Verhalten der anderen Reisenden leuchtete uns langsam ein. Es gab partout keinen Sitzplatz mehr und fast jedes noch so kleine Fleckchen Boden der Gänge und der Cafeteria war bereits von irgendjemandem belegt. Das Fährunternehmen verkauft Sitzplätze, Kabinen und Deckplätze. Da alles andere ausverkauft war, hatten wir nur einen Deckplatz ergattern können. Das hätte also eigentlich für uns geheißen raus aufs kalte raue Deck. Und das galt nicht nur für uns, sondern auch noch für hunderte andere Mitreisende. Wir begriffen und fügten uns in unser Schicksal, eilten zurück in einen der obersten Gänge und rollten in einer der wenigen noch nicht belegten Stellen eine Decke und Yogamatte aus. Es war hart, kalt und hell. Andauernd liefen Menschen vorbei und wir mussten und eng an die Wand kauern, da der gang max. 1,2m breit war. Dennoch schliefen wir ein paar Stunden. Am nächsten Tag fuhren wir aufgeregt und voller Vorfreude, wenn auch etwas übernächtigt von der Fähre. Zum ersten mal hatten wir das Gefühl, dass unsere Reise nun wirklich begonnen hatte!

 

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