Start in unbekannte Welten - Polen

23.-30.06.2019

Polen – schon immer so nah! Und doch wissen wir so wenig über dieses Land und seine Menschen, waren quasi noch nie hier. Planlos und nahezu unbemerkt überqueren wir die Grenze, merken dann aber doch bald dass etwas anders ist, die Landschaft flach, die Felder grenzenlos, kaum Siedlungen neben der Schnellstraße, keine Windräder!

 

Doch wo wollen wir eigentlich hin? Es zieht es uns in die Berge, um der angekündigten hochsommerlichen Hitzewelle zu entfliehen. Die Hohe Tatra an der Grenze zur Slowakei wurde uns von verschiedenen Leuten empfohlen. Aber der Weg dahin für uns ist weit, ca. 530 km… Mit unserer schwerfälligen alten Dampflock werden wir für diese Strecke einige Tage brauchen. Also ein Blick auf die Landkarte - ca. 100 km hinter der Deutsch-Polnischen Grenze und etwa 60 km vor Breslau lockt uns wieder Wasser. In der Nähe einiger kleiner Seen unweit des uns völlig unbekannten Ortes Legnica wollen wir einen Stellplatz für die Nacht finden. Bioniowice, ein kleines Dorf, wird unser erstes Ziel in Polen. Und es lohnt sich! Auch wenn der erste Eindruck nicht gleich ein Paradies vermuten lässt und wir am späten Abend nach einer kurzen Erkundungstour zu Fuß nochmal umparken, ist der Ort dann tatsächlich perfekt! Versteckt vor neugierigen Blicken vorbeifahrender Autos, einen kleinen relativ steilen Hang hinab, unter jungen Birken, direkt am See! Das Wasser ist kristallklar – ein Baggersee. An anderen Uferstellen sprießen zahlreiche kleine Ferienhäuschen aus der Erde. Doch an unserem kleinen Uferabschnitt sind wir allein. Einige Feuerstellen deuten auf einen regen Betrieb zu anderen Tageszeiten hin. Aber zunächst verbringen wir eine ruhige Nacht. Am nächsten Tag füllt sich langsam das Seeufer – es ist Sonntag. Überall werden kleine Lager aufgebaut, Grille angefeuert, Schirme aufgestellt, Tische gedeckt. Musik ertönt von hier und da, es wird gelacht, gebadet und gegessen. Wir beschließen den ganzen Tag und eine weitere Nacht zu bleiben. Einmal werden wir wegen unseres doch nicht ganz unauffälligen Reisemobils angesprochen. Ein nettes Gespräch mit einem Einheimischen später haben wir gleich eine Empfehlung für unseren nächsten Stop auf dem Weg in die Hohe Tatra in der Tasche! Die Nacht ist wieder ruhig und der Sonnenaufgang wunderschön.. Das warme Wasser des Sees dampft in den ersten Sonnenstrahlen des Tages.

Es ist Montag, auch wenn wir eigentlich größere Städte meistens meiden und lieber in der Natur sind, schauen wir uns Breslau an. Wir verweilen nur wenige Stunden in der Stadt verweilen, doch sind beeindruckt. Die Geschichte, der Fall der Stadt 1945 – 5 Tage nach Berlin – der Wiederaufbau, das Hier und Jetzt. Überall in der Stadt verstecken sich kleine metallene Zwerge die an den Widerstand gegen das kommunistische Regime erinnern. Wir essen Pirogen in einer der immer noch existierenden staatlich subventionierten sog. Milchbars, schlendern noch einmal über die Plätze der Altstadt und flüchten dann wieder vor in der Hitze des glühenden Asphalts weiter Richtung Osten. Die Straßen sind oft schlecht und wir werden auf unserem Weg nach Turawa ganz schön durchgeschüttelt.

Turawa, der Ort, der uns gestern von dem netten Polen empfohlen wurde. Der See auf der Karte sieht groß aus, doch in Wirklichkeit ist er riesig! Mehr ein Meer als ein See – ein Stausee, gebaut von den Nazis in den 40er Jahren. Doch ist das der Ort, den der Pole gemeint hatte? Wirklich schön ist es nicht. Das Wasser rostrot vom eingetragenen Eisen der angrenzenden Industrie, die Ufer zugebaut und dazwischen kaum ein ruhiger Platz für uns und unseren Bus. Also nochmal auf die Landkarte gucken. Nur ca. 8 min entfernt gibt es noch einen See, der nur einen Bruchteil so groß zu sein scheint. Außerdem ist hier ein Strand eingezeichnet. Es ist bereits spät, doch als wir ankommen sind wir wieder mal begeistert! Der kleine klare See versteckt zwischen Bäumen ist wunderschön. Obwohl wir normalerweise wild stehen, entscheiden wir uns hier die Nacht auf einem kleinen Campingplatz direkt am Seeufer unter schattenspendenden Eichen und Kiefern zu verbringen. Für 7 €/Nacht ist das auch unschlagbar günstig. Der Campingplatz ist auf Google Maps nicht eingezeichnet und vielleicht auch deshalb nicht überfüllt. Wir finden einen traumhaften Platz mit direktem Seezugang und verbringen eine wunderbar kühle Nacht, die durch das zaghafte Glimmen der umherfliegenden Glühwürmchen hier und da erleuchtet wird…