Hoch, Höher, Hohe Tatra!

28.06.-02.07.2019

An unserem schattigen Zufluchtsort, dem kleinen Silber See in Polen beschließen wir aufgrund der angekündigten Hitze von bis zu 35 °C spontan, zwei weitere Tage zu verbringen. Auch wenn der See in dieser Zeit stetig wärmer wird und unsere kühlenden Badegänge immer häufiger, ist dies die absolut richtige Entscheidung. Unter den schattenspendenden Bäumen lässt es sich sehr gut aushalten.

Doch dann weckt uns wieder Tatendrang, wir wollen weiter, neue Gegenden und unbekannte Welten entdecken. An dem ersten wieder etwas kühleren Tag legen wir die epische Strecke von ca. 300 km zwischen Turawa und Zakopane zurück und stellen einen neuen Tageskilometer Rekord auf unserer Reise auf. Zakopane ist Startpunkt für viele Wanderungen auf der polnischen Seite der Hohen Tatra und – wie wir später erfahren – touristischer Hotspot der Region. Die vollen Straßen, zahlreichen Geschäfte, Souvenir-Shops und  Menschenmassen schrecken uns ab und wir fahren nach einem kurzen Stop zum Aufstocken unserer Vorräte und Stärkung mit Pierogen und Zurek ein Stück aus der Stadt, um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Das ist gar nicht so leicht, alle Zufahrtswege sind beidseitig mit Hotelkomplexen und Ferienwohnungen zugebaut, etwas weniger erschlossen wirkende Seitenstraßen sind mit „Durchfahrt-Verboten-Schildern“ für uns gesperrt. Trotzdem finden wir ca. 20 min vom Ballungszentrum entfernt einen Platz auf einer Erhöhung am Fuße der sich in den Himmel reckenden Bergkämme. Die nächsten zwei Tage verbringen wir mit Wanderungen, die uns einige Kilometer in das Gebirgsmassiv hinein und auf knapp 2.000 m hinauf führen. Die Bergkulisse und die Ausblicke sind atemberaubend, die Menschenmassen für uns immer noch etwas überraschend. Die Hohe Tatra ist im Verhältnis zu den Alpen winzig, außerdem sind auch in Polen Sommerferien, was bedeutet, dass die Wanderwege eher an Trekking-Autobahnen erinnern und es schwer fällt die einmalige Natur ungestört zu genießen. Am 3. Tag heißt es für uns deshalb Weiterfahren in den Slowakischen Teil.

Nach den letzten beiden Wanderungen sind wir erschöpft und fahren nicht weit, ruhen uns an einem wunderschönen Gebirgsbach aus, dessen kristallklares kalten Wasser über ausgewaschene große runde Steine bergab sprudelt. Anschließend finden wir einen zunächst vielversprechend wirkenden Schlafplatz mit tollem Berg-Panorama ebenfalls an einem kleinen Flusslauf. Doch bald beginnt sich anzubahnen, was uns in den nächsten Tagen zumindest an den Abenden wiederholt zu Gefangenen in unserem rollbaren Zuhause machen wird. Alles was hier stechen und beißen kann, scheint unseren Düdo genau so toll zu finden wie wir… Jedenfalls bekommen wir reichlich ungebetene Gesellschaft. Im Vergleich zu Deutschland, wo einem das Wegbleiben der Insekten in den letzten Jahren immer stärker auffällt, scheint es hier keinen Mangel zu geben! Pferdebremsen so groß wie Hornissen, Mückenschwärme die die Dämmerung schlagartig zur Nacht machen. Der Kampf beginnt, mit einem feuchten Küchenhandtuch bewaffnet macht ein danach mindestens genau so feuchter Malte den abertausenden blutrünstigen Biestern den Gar aus.
 
Auch auf der Slowakischen Seite wandern wir auf steinigen Pfaden im höher hinauf. Die Wege sind etwas leerer und da wir erst spät mit unserer Wanderung beginnen sind wir am Ende sogar ganz allein und können den Bergsee auf 2.000 m Höhe in einsamer Pracht bestaunen.